Das Damenstift Herford - Ergebnisse der Ausgrabungen |
|
Die Texte
und Abbildungen dieser Seite sind den Schautafeln, die an den
historischen Ausgrabungsstellen, Rathausplatz, Münsterkirchplatz usw.
aufgestellt sind, entnommen. Leider ist mir keine kleine Broschüre, die
Informationen über die Ausgrabungen/ Baugeschichte des Damenstifts gibt,
bekannt, die der Besucher der Ausgrabungsstätten in die Hand nehmen
könnte. Ich habe Bilder und Texte zusammengestellt, so dass jeder,
der alles noch einmal nachlesen möchte, hier die Gelegenheit dazu hat. |
|
Die Münsterkirche und die Wolderuskapelle sind die einzigen erhaltenen Bauzeugen der ältesten Klostergründung in Westfalen. Archäologische Ausgrabungen haben jedoch zahlreiche neue Informationen über die Baugeschichte an diesem Platz erbracht, so dass Sie heute auf diesem archäologischen Rundgang auf 7 Tafeln Bauten aus 12 Jahrhunderten kennen lernen können. Die Standorte der Tafeln sind auf dem ersten Bild mit den Zahlen 1 bis 7 dargestellt. | |
|
|
Tafel 2: Die Bauphasen des 9. Jahrhunderts Über den Gräbern des ältesten Friedhofs wird am Anfang des 9. Jahrhunderts großzügige Klosteranlage errichtet Dabei lassen sich im Bereich der Kirche und des Ostflügels zwei Bauphasen unterscheiden. Die Erweiterung der Kirche von einer Saalkirche zu einer dreischiffigen Basilika könnte vielleicht mit der Übernahme, des Klosters in den Schutz des Reiches unter Kaiser Ludwig dem Frommen um 822 in Verbindung stehen. Das um einen 42 x 33 Meter großen Innenhof errichtete Kloster entspricht in seiner Konzeption den großen Benediktinerklöstern der Zeit. Es ist daher anzunehmen, dass die Stiftsdamen hier zunächst wie Nonnen in Klausur nach der Regel des Heiligen Benedikt gelebt haben. Unter dem stehenden barocken Bau der Wolderuskapelle sind mehrere Vorgängergebäude ausgegraben worden. Der älteste ist auf dem Plan dargestellt Es handelt sich um einen kleinen, im Innern nur 2 x 2 Meter großen Bau, der im Osten einen Durchgang besaß. An dieser Stelle wurde der Stiftsgründer Waltger, auch Wolderus genannt, in der Mitte seiner Stiftung bestattet. |
|
|
|
Tafel 4 :Die Neubauten des 13. Jahrhunderts und die Veränderungen bis 1638 Ein Brand zerstörte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts nahezu alle Gebäude des Stiftes. Die danach errichteten Neubauten zeigen deutlich, wie sich das Stiftsleben in den drei Jahrhunderten seit dem Brand von 926 verändert hatte. Neben der heute noch stehenden Münsterkirche wurde für den Konvent der Stiftsdamen nur das sogenannte Schlafhaus im Bereich des alten Osttraktes neu gebaut. Der Name verrät schon die Funktion, es ist das Gebäude, in dem sich das Dormitorium, der Schlafraum der Stiftsdamen befand. Er lag im ersten Stock und durch eine noch sichtbare Türöffnung konnten die Damen zu den Gebetszeiten direkt auf die Empore in der Kirche gelangen. Das Untergeschoss des Schlafhauses wurde als Refektorium, also als Speisesaal, genutzt. Die Damen haben aber neben diesen Gemeinschaftsräumen bereits eigene Häuser zur Verfügung gehabt. Das Schlafhaus, der Kapitelsaal unter der Empore im Querhaus und besonders der vermutlich neu errichtete aber eigentlich funktionslos gewordenen Kreuzgang zeugen jedoch immer noch von der bewussten Anknüpfung an klösterliche Tradition. |
|
Die Neubauten von Kirche und Stift ab der Brandzerstörung in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. | |
Tafel 6:Die Baugeschichte der
Abtei
|
|
Tafel
7: Die Säkularisation 1802 und die industrielle Nutzung Am 15. August 1802 endete mit der Säkularisation die über tausendjährige Geschichte der ältesten klösterlichen Gemeinschaft Westfalens. Der Wechsel hätte kaum abrupter sein können, in der Abtei wurde eine Spinnerei eingerichtet. Besonders die Anlagen zur Energiegewinnung haben Spuren im Boden hinterlassen. Der Kaufmann Schrewe stellte beim Kauf der Abtei 1810 die Bedingung, dass auf Kosten der Stadt ein Wasserkanal zwischen Bowerre und Aa gebaut wird. Dieser bruchsteingemauerte, gewölbte und begehbare Kanal ist auf seiner Länge von über 200 Metern fast vollständig erhalten. Am Ende des Kanals trieb das so zugeführte Wasser ein großes Rad an. Im Jahre 1834 wurde in Herford Industriegeschichte geschrieben. Der Fabrikant Friedrich Ludwig Schönfeld ließ die erste Wasserturbine in Preußen einbauen. 1847 hielt wieder eine neue Technik Einzug, nämlich die Dampfmaschine. Die Fabrik produzierte bis 1900 in der alten Abtei, dann wurde das Gebäude an die Stadt verkauft und zunächst provisorisch als Rathaus genutzt Zwischen 1913 und 1917 erfolgte dann der Neubau des heutigen Rathauses und der Markthalle. |