Der Volkskundler Dr. Baumgarten,
Rostock, bildete in seinem Buch über die Bauernhäuser den ganzen Hof I von
Bartenshagen mit allen Nebengebäuden als Musterbeispiel für den Niederdeutschen
Bauernhoftyp ab. Das neue daran war einmal die Größe des Hauses – die bis dahin
gebauten Bauernhäuser waren wesentlich kleiner – und das hintere Scheunentor,
weshalb man diesen neuen Typ “Durchfahrtshaus” nannte. So konnte man die
Erntewagen auf der Diele abladen und leer aus dem hinteren Tor hinausschieben,
durch das man die Pferde schon hinausgebracht hatte. Das Herdfeuer hatte man
natürlich vorher gelöscht.
Es gibt in Bartenshagen außer
diesem noch mehrere ehemalige Durchfahrtshäuser, die jedoch nur noch als Stall
genutzt werden und zwar auf Hof III (Stuhr), Hof VI (Franz Reincke), und Hof
XII (J. Uplegger). Man erkennt sie an den zugebauten
hinteren Scheunentoren, wo man innen im Haus auch noch ehemalige Wohnräume
findet. Wie kam es zu diesem Baustil? In der 2.Hälfte des 18.Jahrhunderts hatte
man im Domanium (Herzogliches Gebiet) den damals noch
leibeigenen Bauern den beschwerlichen Hofdienst (6 Tage von Sonnenaufgang bis
-untergang, je Hof 2 männliche und 2 weibliche Arbeitskräfte zum Arbeiten auf
den Kammerhof schicken) erlassen. Deshalb konnten die Bauern sich nun mehr um
ihre eigenen Wirtschaften kümmern als vorher. Die Folge war, dass sie jetzt
mehr ernteten und mehr Vieh halten konnten! Es setzte eine rege Bautätigkeit
ein, denn für die Ernte reichte der bisherige Stauraum nicht mehr aus – 1
Wohnhaus, 1 große Scheune, 1 Torscheune, 1 Arbeiterkaten, 1 steinerner
Schweinestall, 1 Viehhaus, 1 Backhaus.
Erst im Laufe des 19.
Jahrhunderts entstanden die Wände zwischen Diele, Wohnräumen und Ställen. Die
Diele nutzte man zum Füttern, Arbeiten, aber auch zum Feiern, dort wurden auch
die Verstorbenen aufgebahrt und verabschiedet. im 19.Jahrhundert baute man die
ersten Wohnhäuser parallel zu Straße. Dass dort vorher die Durchfahrtshäuser
gestanden haben, erkennt man noch heute an den Vorgärten, die anstelle der
ehemaligen Häuser mit dem Giebel zur Straße standen, angelegt wurden.
H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner
Nachrichten”, Juni 2007
Hof I und Hof II,
Bartenshagen, waren bis ca. 1800 Waldarbeiterkaten mit nur wenig Land. Durch
die Separation wurden diese beiden kleinen Höfe mit mehr Land versehen und den
anderen Höfen angeglichen. Um diese Zeit war schon ein Bauer Jürß auf Hof II.
Es gab 1836 in Bartenshagen außerdem auf Hof IV noch Hans Jürß
und auf Hof XI Peter Jürß, zeitweise auch auf Hof
XIII diesen Namen. 1794 starb der Kossat Hans Joachim Jürß
auf Hof II. Er hinterließ 6 Söhne und 2 Töchter. Der älteste Sohn war schon
nach Stülow hin verheiratet. Schon bei der
Aufstockung des Hofes von der Kossaten bzw. Halbhüfnerstelle zur Vollhufe war der damalige Halbhüfner
ein besonders tüchtiger Bauer. Das Vieh vermehrte sich, die Ernten waren
ergiebig, so dass die Scheune nicht mehr genug Bergeraum bot. Deshalb wurde
sicher schon vor 1800 die heute noch stehende Scheune links vom Hoftor erbaut.
Die Vornamen wiederholen sich
seit dem 16.Jahrhundert immer wieder: Bartelt, Justus, Hans, Joachim, Peter,
Johann, Christian, Christoph, Hinrich, Simon. Die Töchter heißen: Maria,
Elisabeth, Catharina, Anna, Margaretha, Sophia, Engeln, Lucia. Sie heirateten
in Familien ein wie: Bobzin, Saß, Dethloff,
Allwart, Wolther, Stur, Stoisloff, Krempin,
Trost,
Reincke,
Ramm,
Trempe, Lewzow, Macat, Meyer,
Kröger,
Havemann,
Gragen, Evers,
Vick, Heß, Bredefeldt, Schultz,
Meseke u.a.
Die Angehörigen der “Jürßen” waren sehr bodenständig und fleißig. Während die
Äcker vor der Separation verstreut auf der Bartenshäger
Feldmark lagen bekam Hof II – wie auch alle anderen Bauern – nun die Äcker im
Zusammenhang liegend, d.h. vor und hinter dem Hofgelände. Auf der Schmettauschen Karte ist am Rotbach noch mehr Wald
eingezeichnet, den man damals gerodet haben muss. Heute sind das die ewig
nassen Stellen im Acker! Man drainierte allerdings im 19.Jahrhundert schon
nasse Äcker, indem man Strauchwerk in Richtung des nächsten Baches einlegte. Es
wurden damals auch die Hecken und Feldwege neu angelegt, so dass jeder Bauer
mit dem einen Nachbarn zusammen den Feldweg nutzen musste, mit dem anderen
Nachbarn die Hecke, die als Schutz vor dem ständigen Wind die Ackerkrume
schützte.
Als die Bauern zur LPG zusammengeschlossen
werden sollten, war Albert Jürß
der letzte, der beitrat. Solange er sich noch privat halten konnte, mussten
seine Kinder, damals noch Schüler, sehr viel helfen! Sie waren schon immer
Pferdeliebhaber gewesen. Wen wundert’s, dass Hans Peter Jürß sich nach der
Wende ganz der Pferdezucht zuwandte. Die Reittuniere
auf dem Jürß’schen Hof, die “Ungarische Post”, der
“Sechzehner-Zug” u.a. Showvorführungen werden den Zuschauern lange in
Erinnerung bleiben! Auch die stattlichen ca. 30 “echten Friesen”, die ersten
dieser Art nach der Wende in den neuen Bundesländern, ebenfalls. Der Hof II
ging nun in Privathand über. Das Bisherige ist schon Geschichte!
H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner
Nachrichten”, Juli 2007
So wie in Parkentin, gab es
auch in Bartenshagen eine Änderung bei der Zählung der Höfe. Zunächst wurden
die beiden Waldarbeiterkaten nicht mitgezählt. Erst bei der Neueinteilung der
Äcker wurden sie Hof I und Hof II und der Hamannsche Hof Hof
III (vorher Hof I). Die Familiennamen waren hier Sasse (1552, 1766), Schulze Havemann
(1748, 1655, 1812), Hamann
(1836), Stuhr (1972).
Bei dem Raubzug der Rostocker
gegen die Doberaner Klosterdörfer 1312 war in Bartenshagen weit mehr zu holen
als in Parkentin. Es wurden bei der Aufzählung der 17
Geschädigten im ganzen 19 Pferde, 109 Kühe, 206 Schafe, 59 Schweine und 474
Mark geraubt. Deshalb forderte das Kloster Doberan dafür von den Rostockern
Schadensersatz. In Parkentin waren es bei 13 Geschädigten 5 Pferde, 12 Kühe, 21
Schafe und 34 Mark, 52 Solidi, außerdem 4 Lanzen und
4x Werkzeug. Nachzulesen im Mecklenburgischen
Urkundenbuch Nr.V/3520. Die Namen der Geschädigten waren: Petrus, Henricus,
Vicko, Johannes, Gheroldus,
Christina, Fredericus, Glashagen, Gertrud, Henning, Herman, Jakob und
Wolpertus, also Vornamen. Einige Namen kommen 2 oder 3x vor. Familiennamen
haben wir nur sehr wenige: Nijkolay, Gartmarie und Westual. 1 Beruf: Molendinarivs = Müller.
1669 finden wir von oben
angefangen Jürrieß, Martenß,
Beese, Waacke, Pentzihn, Pohlemann, Sengebusch
(Müller), Bartemb, Krulle, Kröger, Schröder,
Habermann, Becker, Dalchow, Jürrieß,
Saße, Wiese, Dassow, Fincke
und 2 Hirtenfamilien ohne Namensnennung. 1704 sind es: Hafemann, Jürries, Saße, Makat, Barten, Bredefelt, Stur, Tremp. Reincke,
Hagemeister (vorher wüste Stelle), Schwarck, Schult. Cossaten:
Finck, Sasse. Die vielen Namen von 1669 lassen vermuten, dass es in den 2007
noch bestehenden Lücken ebenfalls noch Bauernstellen gegeben hat.
Auf dem Hof III sind nicht
nur alte Dokumente sorgfältig aufbewahrt worden, z.B. von der Entlassung aus
der Leibeigenschaft 1815, sondern auch alte Gebäude, so die letzte Torscheune
von Bartenshagen, wenn auch an einem Giebel verkürzt und jetzt mit flachem
Dach. Auch die Scheune daneben stammt noch aus der ersten Hälfte des
18.Jahrhunderts, wie wahrscheinlich auch das Durchfahrtshaus. Das auf dem
Titelbild dargestellte Teil eines Stadtwagens ist alt sowie auch das Bierlechel, das man mit Dünnbier gefüllt unter dem
Ackerwagen hängend mit auf den Acker nahm! Dünnbier durfte früher jeder Bauer
für den eigenen Gebrauch brauen, Starkbier war nur den Krügern
erlaubt herzustellen und zu verkaufen. So sind in den alten Bauernhöfen gerade
in Bartenshagen noch kulturgeschichtliche Gebäude und Gegenstände erhalten
H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner
Nachrichten”, August 2007
Seit 1555 gibt es den Namen
Jürß auf diesem Hof, allerdings zunächst als Jurges
oder Jürries geschrieben. Um 1800 finden wir den Schulzen Ramm
um 1900 Heinrich Schwarz, dessen Tochter Hertha heiratete den uns allen
bekannten Fritz Trost.
Im Rostocker Anzeiger heißt
es am 2.12.1915: Doberan, 30.Nov: Heute morgen gegen 6 1/2 Uhr brach in dem
Viehhause des Erbpächters
Reincke (Nr.5) in Bartenshagen Feuer aus, das das Gebäude einäscherte und
auch auf das Viehhaus und Scheune der benachbarten Hufe des Erbpächters Jürß
(Nr.4) übersprang und ebenfalls beide Anwesen vernichtete. Während aus dem
Reinckeschen Viehhause das Vieh gerettet werden konnte, verbrannten in dem Jürßschen Viehhause 30 Schafe und einige Kälber. Die Entstehungsursache
konnte bis jetzt noch nicht ermittelt werden. Versichert sind die Gebäude in
der Domanial-Brandversicherungs-Anstalt. Später stellte sich heraus dass der
Kuhfütterer des Reinckeschen Hofes diesen Brand gelegt hatte
Die Brandgefahr war bei den
damals meistens noch rethgedeckten Gebäuden eine
ständige Gefahrenquelle. Schon in der Polizeiordnung von 1572 verbot man, die
Backöfen direkt im Hause oder am Hause zu errichten. Stattdessen sollte ein
Backhaus auf dem Dorfplatz oder außerhalb des Dorfes als Gemeinschaftsbackofen
errichtet werden. Diese Anordnung ist in der Gemeine Bartenshagen-Parkentin nie
befolgt worden. Hier hatte jeder sein eigenes Backhaus in einiger Entfernung
von den übrigen Gebäuden stehen. Im Doberaner Amt wurde 1681 die erste “Feuer-Ordnung”
herausgegeben und eine Brandgilde gegründet. Mehrere kleinere Dörfer sollten
sich zu einer Gilde zusammenschließen. Zunächst waren sämtliche männliche
Einwohner von 18-60 Jahren verpflichtet diesen Gilden beizutreten. Dabei
standen bei einem Brand sowohl Pferdewagen als auch die Helfer sich oft im
Wege. Um solche Einsätze besser organisieren zu können, gründete man im Amt
Doberan in der Gemeinde Bartenshagen-Parkentin 1864 “die erste Freiwillige
Feuerwehr”, zunächst “Spritzenverband” genannt. Das Regulativ wurde in 50
Paragraphen bis in die kleinsten Teile geregelt. Die Alarmierung erfolgt, bis
man Sirenen hatte, durch Geschrei, im 20.Jahrhundert per Fahrrad und
Signalhorn. Davon konnte Fritz Trost, der zeitlebens mit Leib und Seele ein
Feuerwehrmann war, viel erzählen. Beeindruckend waren auch seine
Jahresberichte, halb hochdeutsch halb plattdeutsch, und immer mit seinem
typischen Humor gewürzt! Unser Titelbild zeigt ihn 1989 bei dem 125-jährigen
Jubiläum vor der alten Schule, während alte Löschgeräte vorgeführt wurden.
H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner
Nachrichten”, September 2007
Nach dem 30jährigen Krieg
hießen die Bauern Kröger und
Schröder, dann Justus Jürß, 1725 Hans Bartemb, 1766 Hinrich Fink, Schulze, ihm folgen 1768 Christian Ramm
und um 1800 Jochim
Ramm, beide ebenfalls Schulzen.
In dieser Zeit spielte sich
hier folgendes ab: 1806 floh Herzog Friedrich Franz I. vor den Franzosen nach
dem damals dänischen Altona. Die Schleswig-Holsteiner Gutsbesitzer luden ihn im
Herbst 1806 zur Jagd ein, die man anschließend in Spielkasinos feierte.
Friedrich Franz I. hoffte auf den ganz großen Gewinn, setzte alles Geld, das er
noch hatte, verlor es und machte obendrein noch Schulden. Deshalb sperrten die
Altonaer ihn ein bis er alles bezahlen würde. Woher konnte er Hilfe erwarten,
wo doch alle seine Freunde ebenfalls geflohen waren? Dabei dachte er wehmütig
an die schönen Jahre, in denen er seine Sommerresidenz in Doberan eingerichtet
hatte! Auch an die Kutschfahrten nach Heiligendamm mit seinen Gästen aus aller
Welt, die ihn des ersten deutschen Seebades wegen alle mächtig gelobt hatten!
Unvergesslich waren auch die abendlichen Korsofahrten mit Lampions und
Feuerwerk auf der Ostsee! Dabei musste er auch an seine Bauern denken, die ihn
und seine Gäste anschließend zurück nach Doberan fuhren.
Was hatte ihm doch der Schulze Ramm aus Bartenshagen bei seiner letzten
Kutschfahrt erzählt? So dumm waren diese Bauern gar nicht, wie man ihnen
nachsagte! Seitdem sie den Hofdienst endlich losgeworden waren, konnten sie
sich mehr als vorher um ihre eigenen Wirtschaften kümmern, hatten mehr angebaut
und mehr geerntet, was machten diese Bauern mit ihrem Überschuß?
Einige bauten größere Scheunen, andere belieferten Rostocker Schiffe mit
Proviant und wurden am Gewinn beteiligt. Ob ihm diese Bauern wohl aus seiner
misslichen Lage helfen konnten?
Sein Diener Grabousky aus Bollbrücke war bereit mit seinem Pferd nach
Bartenshagen zu reiten. Er nahm den Brief an die Bauern mit, er ritt durch das
von den Franzosen besetzte Land natürlich nur nachts! So kam er in Bartenshagen
beim Schulzen Ramm in aller Herrgottsfrühe an und gab ihm den Brief. Der
Schulze ging mit dem Brief von einem zum anderen, auch zum Lehrer Bernhöfft. Alle schlichen sich spät abend
nach Hof V und berieten. Dabei einigten sie sich, dass sie Friedrich Franz I.
finanziell helfen wollten. So kam es, dass der Herzog, sobald die Franzosen
abgezogen waren, wieder nach Doberan kommen konnte. Das geschah am 10. August
1807! Die Nachricht von seinem Kommen verbreitete sich wie ein Lauffeuer, so
dass viele Bewohner der Umgegend ihm bis nach Reddelich entgegen kamen. Ganz
überwältigt von diesem Empfang rief er: “Ditt möten wie ierst mal begeiten, leiwe Lüd!” So entstand
das erste Kampfest, das am 3.Tag den Bauern gewidmet wurde. Als Dank an die Bartenshäger Bauern kann man wohl auch die Entlassung aus
der Leibeigenschaft ansehen, in Bartenshagen 1815 vollzogen, in ganz
Mecklenburg 1820/21.
Auf dem Hof V gibt es danach
die Namen Jürß, Schmidt, Masch, Reinke, Grytzka und Schuldt. 2007 gibt es hier eine umfangreiche
Neubausiedlung.
H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner
Nachrichten”, Oktober 2007
Unter den 17 Geschädigten von
1312 wird als 6. der Müller (Molendinarius) genannt.
Er verlor 3 Pferde, 2 Kühe, 18 Schafe und 30 Mark. Zwischen 1304 und 1419
verpachtete das Doberaner Kloster die Abgaben der Bartenshäger
Wassermühle zunächst an das Ribnitzer
Klarissenkloster, danach an die Güstrower Domschule, an die dänische Königin
Margarethe und 1419 an das Kloster Dobbertin. 1386
war der Pächter oder sogar besitzer dieser Mühle der
Ritter Heinrich von Bülow, 1419 Joachim von Bülow.
Eine Mühle hatte immer ein gesichertes
Einkommen, denn ihr wurden eine bestimmte Anzahl Mahlgäste zugewiesen. Diesen
Mahlzwang gab es noch bis zur Einführung der Gewerbefreiheit 1868. Durch diesen
Zwang hatten die Müller stets ein gesichertes Einkommen. Man bezeichnete sie
deshalb auch als “Pensionarius”. Dass der
Familienname Müller heute noch so häufig vorkommt, hat seine Ursache in der
gesicherten Existenz dieses Berufs in den vielen Jahrhunderten! Müller waren
keine Leibeigenen sondern “freie” Leute.
1669 finden wir den
58-jährigen Ernst Sengbusch in Bartenshagen, ob als Müller oder Bauer, ist nicht bekannt. Er hatte 6 Kinder im Alter von 5-14
Jahren, er saß auf dem 6.Hof. Vor 1651 gibt es die Namen Saße,
Wiese, Dassow auf dieser Stelle, danach Krull, Bartemb,
Lobzin, Peter Saß 1729, Hinrich Makate
1752, Johann Reinke 1839, 1855, Joachim Reincke 1917, Franz Reincke 1940. Die
Jahreszahlen beziehen sich auf Haus- und Hofbriefe, Erwähnungen in Unterlagen
des Mecklenburgischen Landeshauptarchivs (MLHA) und alten Kirchenbüchern des
Kirchbuchamtes Schwerin. In den Untertanenverzeichnissen sind “freie” Leute
nicht immer aufgeführt, jedoch bei Volkszählungen und Heiratsregistern. So
finden wird den Namen Senegbusch 1704: Hanß S., 46 Jahre, Pensionarius,
Ehefrau Marie S. geb. Galenbachs, 32 J., Kinder:
Valentin 9 J., Ernst 7J., Christine Dorthie 1 Jahr
alt. 1718 heiratet Hinrich Valentin Sengebusch Anna
Margaretha Beckmann. 1735 heiratet Jost Hinrich Beensen,
Dragoner der Companie des Obristen von Bülow, Wender (Wendula?) Sengebusch, alle wohnhaft in Bartenshagen. 1745 gibt es die
Witwe von Hanß Evers – Dorthie
geb. Sengebusch (s.o.), außerdem ihre Tochter Gret
Evers, 21 J. Einem der Sengebuschs gehörte zeitweilig
auch die Neuhöfer Wassermühle, sowie die
Bockwindmühle am Walkmüller Holz, die er 1740 an den Windmüller Schulz
verpachtet hatte. Im 19.Jh. saß in Althof ein Sengebusch
auf der Wassermühle. Die Stahlwuelle des Moorbades
entdeckte Herr Sengebusch am 27.09.1895 auf seiner
Wiese. Er wird als “seit 42 Jahren in Althof ansässiger Mühlenbesitzer”
bezeichnet.
Im 19.Jahrhundert hatte man – aus
welchem Grund auch immer – eine Anzahl der Unterlagen des MLHA nach Göttingen
verlagert. Von dort bekam ich die Karte von 1710, d.h. von vor der 1. genaueren
Landvermessung. Hier ist in Bartenshagen eine Walkmühle angegeben. Sie diente
zum Verfestigen von handgewebten Stoffen. Sicher konnte man die Mühlen auch
umrüsten zum Kornmahlen u.a.
H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner
Nachrichten”, November 2007
Auch Hof VII hat seine eigene
Geschichte: Unter den Geschädigten von 1312 wird hier erstmals eine Frau
genannt, “Christina”. Ihr hatten die Rostocker 2 Pferde, 11 Kühe, 2 Schweine
und 30 Mark gestohlen! Im Untertanenverzeichnis von 1669 finden wir dann Chim
Bartemb und seine Frau, beide 80 Jahre alt. Sie
hatten während des 30-jährigen Krieges jahrelang im Bruch versteckt gelebt mit
einigen weiteren Dorfbewohnern von Bertramshagen, wie unser Dorf damals hieß.
Sie waren danach auch die ersten, die ihren abgebrannten Hof wieder aufbauten,
weshalb das Dorf nun Bartenshagen genannt wurde. Der Sohn oder Enkelsohn Heinrich Bartemb, 1669 = 26 Jahre alt, wird dabei tüchtig
mitgearbeitet haben. Es folgen die Namen Ernst, Hinrich, Jochim, Lehnhard, Clas und Hans, auch Johann, Jürgen u.a. Barten
auf Hof VII. Durch Heirat wechselt der Name dann von Mitte des 18.Jahrhunderts
bis heute über Mackat-Bade-Westendorf
auf Schulz.
Die Frauen, die auf Hof VII einheirateten, kamen aus Familien mit den Namen: Crempin,
Schmidt,
Gösch, Stouhr, Lewerenz, Nepermann, Stammer Rieck, Westendorf, Schwarck, Renisch, Schultz, Lettow, Havemann, Bade, Dassau, Hinz u.a. Barten. Frauen heirateten Männer mit den
Familiennamen: Bese, Radeloff,
Mahn, Hafemann, Gribnitz, Mackat,
Bobsin, Schwarck, Romberg, Saß, Vick,
Kröger, Jürß, Rath, Reincke, Tarnow, Hagemeister, Pingel, Winter, Scharen,
Jahn, Hamann u.a.
Die meisten Bauern von Hof
VII bekleideten Ehrenämter in der Gemeinde, d.h. sie waren Kirchenvorsteher und
-älteste, auch Schultze. Während des 2.Weltkrieges wurde von der Armee eine
Flakstation gegenüber der Hofstelle eingerichtet. Das hatte zur Folge, dass die
Gewitter durch das viele Metall angezogen wurden und
mehrere Gebäude in Flammen aufgingen. Erst nach Einspruch des damaligen Bauern Hans
Westendorf zog die Armee die Flakstation wieder ab. Seitdem ließen die
heftigen Gewitter wieder nach.
Zwei Frauen dieses Hofes
sollen hier noch besonders erwähnt werden: die Hebamme Barten und Frau Marie
Westendorf. In den sechziger und siebziger Jahren des 18.Jahrhunderts war
die Kindersterblichkeit noch immer sehr hoch. Etliche Neugeborene starben
während oder gleich nach der Geburt. Es folgten viele Krankheiten wie Grippe,
Diphtherie, Ruhr, Schwarze Pocken u.a. Dadurch finden wir in den alten
Kirchenbüchern oft mehr Kinderbeerdigungen als die von Erwachsenen. Im Laufe
des 18. Jahrhunderts bemühten sich Rostocker Ärzte, Hebammen zu qualifizieren,
um die hohe Kindersterblichkeit zu senken. Da die Hebamme Barten sehr oft um
das Patenamt gebeten wurde, kann man wohl annehmen,
dass sie schon geschult worden war.
Frau Marie Westendorf lebte im 20.Jahrhundert. Nach dem 2.Weltkrieg half sie
vielen hungernden Menschen, in dem sie sie zum Essen einlud oder ihnen Brot
u.a. schenkte. Das war für viele Einwohner ja keine Selbstverständlichkeit!
Deshalb denken von den damaligen Flüchtlingen viele dankbar an sie zurück.
H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner
Nachrichten”, Februar 2008
Auf kaum einem anderen Hof
haben die Familiennamen so viel gewechselt wie auf dem Hof VIII. 1312 ist hier
sogar eine Frau, Christina genannt, die 2 Pferde, 11 Kühe, 2 Schweine und 30
Mark verloren hatte. Als nächstes finden wir 2 Krögers, 1573 Achim, 1665 den
Peter. Dazwischen könnte 1660 Ernst Sengebusch auf
diesem Hof gewirtschaftet haben. Diesen Namen kennen wir von den vielen
Wassermühlen, die es hier früher gab. Dabei können auch in Bartenshagen
durchaus zeitweise 2 Wassermühlen nacheinander bestanden haben. Es gab ja
immerhin ein Wasserloch auf diesem Grundstück, “Röt” genannt, vielleicht ein
Hinweis auf einen ehemaligen Mühlenteich? Die Bezeichnung “Röt” entstand bei
der Flachsherstellung.
Schon nach Jacob Pentzihn folgt 1725 Jochim Öhmke, und schon wieder 1729 Hans Sengebusch.
1736 gab es hier Carl Brehmpöhl, den Namen gab es in Doberan beim Landkrug,
dann kommen die vielen Bredefeldts ab 1740 bis 1855,
nur von Hans
Hagemeister 1748 unterbrochen, der erste Bredefeldt war sogar Schulze. Es gab wenigstens noch 5
weitere Bredefeldts auf dieser Hofstelle. Ab 1880
finden wir hier Sophie
Timm geb. Jürß, 1920 Hans Timm,
1943 Jochen
Timm.
Die Bredefeldts-Männer heirateten in Familien rein
mit Namen Crohn, Carstens, Koch, Winter, Maaß, Behns, Reincke, Jürß,
Bothe, Sengebusch. Die Bredefeldts-Frauen
heirateten Männer mit den Namen Harms, Brandt,
Lange, Schmidt, Trempe, Thielke,
Winter, Timm u.a., auch Bohm, Höpfner, Casten, Pett.
1778 starben eine Frau Bredefeldt und ihr Kind bei
der Geburt.
1781 ertrank vom Bauer Bredefeldt eine Tochter.
Nach dem 2. Weltkrieg war der
damalige Bauer Timm bereit, neben seiner Scheune einen alten Wohnwagen zur
Nutzung für kirchliche Veranstaltungen aufzustellen. Nach der Wende übernahm
Hans Joachim Timm wieder seinen Hof in Eigenregie.
In den 60er/70er Jahren befand sich die Eierannahmestelle vom VEAB auf dem
Timmschen Hof. Die meisten Familien hielten sich auch zur LPG-Zeit privat Vieh,
vor allem Hühner, Enten, Gänse, Kaninchen, aber auch Schafe, Ziegen und
Schweine. Man bekam für abgelieferte Produkte Bezugsscheine für Kraftfutter.
Außerdem hatten mehrere Kleintierhalter noch etwas Land gepachtet zum Anbau von
Kartoffeln, Rüben und Getreide. Die LPG-Mitglieder hielten damals oft noch eine
Kuh, lieferten Milch ab, bekamen von der Molkerei Butter, mussten allerdings
auch Rüben verziehen und hacken. Fast alle diese Nebenbeschäftigungen sind seit
der Wende verschwunden.
H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner
Nachrichten”, März 2008
Aus der Zeit von vor dem
30jährigen Krieg sind die Nachrichten recht spärlich. Mir ist leider ein
Versehen bei den Geschädigten von 1312 passiert. Die Christina hatte ich schon
bei Hof VIII zum 2.Mal genannt. Da wir 17 Geschädigte haben und heute 14 Höfe,
müssen also einige kleinere Bauernstellen dazwischen gelegen haben, vermutlich
dort, wo heute größere Abstände zwischen den heutigen Höfen bestehen, z.B.
zwischen Hof VI und Hof VII, auch zwischen Hof VIII und Hof IX. Es sind in der
Geschädigtenliste bei den überzähligen Geschädigten, die im Vergleich zu den
anderen schon genannten daran zu erkennen, dass sie sehr wenig verloren hatten.
Dazu gehörte z.B. der Petrus bei Nr.1, der 2 Kühe verloren hatte und nur 6
Mark, außerdem wäre der Gheroldus Nr.7 zu nennen, der
“nur” Schafe und 4 Mark verlor, dann zählt dazu noch Glashagen Nr.10 mit 6
Schweinen, 7 Mark, auch Gertrud Gartmari mit 8
Schafen und 2 Mark unter Nr.11. Demnach wäre bei Hof VIII Frederikus dran
gewesen mit 7 Kühen, 18 Schafen, 10 Schweinen und 30 Mark Schaden. Auf Hof IX
könnten wir dann endlich den Peter nennen, der 14 Kühe, 18 Schafe, 12 Schweine
und 50 Mark eingebüßt hatte.
Ab 1655 gibt es hier den
Jacob Pentzihn, 1666 Jochim Saß, zum Peter Saß gibt
es 3 verschiedene Jahreszahlen: 1644, 1687 und 1695, wohl Großvater-Vater-Sohn.
1729 gibt es den Simon Lobzin, 1748 Jürgen Stuhr,
1764 Hans Stuer, 1781 Stuer,
vor 1805 H. J. Steußloff, Schulze. Dann folgt 1807 Hans Stuhr,
1808 Hans Peter Stuhr, 1815 Hans Joachim Steußloff, dieser vererbt den Hof an
seine Nichte. 1880 ist Johann
Steußloff Bauer und Bürgermeister, 1917 folgt dann Franz
Steußloff.
Während die Bartenshäger Schule 1924 geschlossen worden war, setzten
Bauer Hamann und Franz Steußloff sich sehr dafür ein, dass die Schule wieder
hier geöffnet wurde, was 1929 geschah.
Es hätte nicht viel gefehlt, dass Bartenshagen zwischen Hof IX und Hof X einen
Bahnhof bekommen hätte. Zunächst war am Rostocker Zoo, dann in Allershagen und
Bartenshagen eine Haltestelle geplant. Als man schon mit dem Bau der Bahnlinie
Wismar-Rostock begonnen hatte, wurde noch eine Änderung vorgenommen, so dass
die Trasse über Parkentin-Althof gebaut wurde. Auf
der zunächst geplanten Strecke verlegte man später die Gas-Trasse, von der die
gelben Markierungen noch zu sehen sind. Böse Zungen behaupten, dass der Allershäger Schulze Trost diese Trassenänderung beeinflußt hat. Er soll einmal geäußert haben, dass er das
“Gesindel aus der Stadt” nicht auf seinem Hof herum laufen sehen wollte! Es
gibt jedoch im Bahnarchiv Schwerin keinen Hinweis dafür.
Zu den Bauern, die die
Urkunden von der Entlassung aus der Leibeigenschaft seit 1815 sorgfältig
aufbewahrt hatten, gehörte auch die Familie Steußloff. Als ich zur 800
Jahrfeier nach diesen alten Dokumenten fragte, zeigte mir Herr Steußloff seine
Urkunden von 1815. Das älteste Bartenshäger Schulbild
gaben Steußloffs mir für die Ausstellung 1977 mit. Es
zeigt die Bartenshäger Schüler von 1870.
H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner
Nachrichten”, April 2008
Auf Hof X saß 1312
wahrscheinlich der Henricus, der bei dem Raubzug der Rostocker 4 Pferde, 6
Kühe, 12 Schafe und 36 M verlor. Dann taucht der Name Waacke
auf, 1656 Peter Saß, 1684 Hinrich Saß. Steffen Rumberg wirtschaftete den Hof
ziemlich runter, deshalb setzten die Doberaner Beamten ihn ab und boten Bartholomäus Trempe aus Rethwisch 1698 den Hof X an. Dieser Name
bleibt mit dem Hof fast ununterbrochen verbunden bis Mitte des 20.
Jahrhunderts. 1731 Jochim Tremp, 1740 und 1768 Hinrich Tremp, 1789 heiratete Hans Schwark die Elisabeth Tremp,
es folgt 1855 Jochim
Trempke, Hufenpächterin Maaß ohne
Jahreszahl, schließlich Johann und Hans Tremp, der während des 3.Reiches Ortsbauernführer und
Bürgermeister war.
1943 verfaßte
der damalige Lehrer Herholz als Soldat ein Gedicht,
in dem die Bartenshäger Bauern mit ihren Macken und
alle der Reihe nach drankommen, natürlich auch Hans Tremp.
Damals war die Dorfstraße noch nicht durchgängig gepflastert und deshalb
Dorfgespräch:
Korl Hamann warnt vör’n
Dammbu sihr,
he meint, dat bringt tau väl
Verkiehr,
un in dat Dörp de Städter blot,
ok jagens uns all de Häuhner
dot!
Doch Tremp, de Bürgermeister hier,
de wier för Fortschritt ümmer sihr,
de Jerst in’n Landbund, dat
wier hei,
wier ok de Jerst in de
Partei.
He hett vör’n Düwel sick nich schugt,
as Einzigst ok’n Silo bugt,
ok renoviert sin’n ollen Katen
un will von Dammbu nich mihr laten.
Doch möt ick segg’n, ok iernste Saken
wiern in den Dörpkraug aftomaken.
Wenn Tremp, de Bürgermeister wier,
sin Börgers ded versammeln
hier
un sick mit ehr beraden wull,
denn kregen’s oft sick in de Wull!
Denn harr Korl Hamann naug
tau räden,
dat allens afgüng in Fried un Fräden.
Uns Tremp is all’n hoges Diert,
in Schwaan hett früher he
studiert.
Mit Postens is he gaud verseihn,
he is ok jo noch fix tau
Bein.
Un Räden höllt he gor all Schrienomaschin!
‘n Fell hett he as’n Elefant,
dat höllt woll jeder Kugel stand!
Un harr he’t nich, du leiwer Tied,
he keem vör Arger nich tau wiet!
Nach Kriegsende wurde er
abgesetzt und sein Hof an Neusiedler vergeben. Durch Kinder brannte die Scheune
etwa 1970 ab. Wo der Katen stand, baute einer der Neusiedler ein Haus, das
jetzt modernisiert wird.
H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner
Nachrichten”, Mai 2008
1312 saß auf Hof XI
wahrscheinlich Hermann Westphal. Er verlor durch den Raubzug der Rostocker 1
Pferd, 3 Kühe, 16 Schafe und 17 Mark. 1651 wird hier Baltzer Krull genannt, der
1663 verarmte. Es folgt Heinrich Beese, 1674 schon
verstorben. Seine Witwe heiratet 1675 Hans Stoisloff,
der 1676 an der Pest stirbt, ebenfalls seine Frau und 3 Kinder. Es folgt 1676 Jochim Beese, 1713 Ernst Beese, ihm folgt 1729 sein Schwager Jochim Reincke,
1758 Jochim
Jürß, dieser hatte 8 Pferde, 2 Füllen, 4 Ochsen, 4 Kühe, 6 Jungrinder, 8
Ferkel, 10 Schafe und 3 Lämmer. Die Anzahl der Zugtiere war damals so hoch,
weil die Bauern Äcker des Doberaner Kammerhofs mitbestellen mußten
(Hofdienstzeit).
1787 folgt Peter
Jürß, der Hofdienst war inzwischen aufgehoben. 1815 wurde in Bartenshagen
die Leibeigenschaft aufgehoben. Zu den jetzt “freien” Bauern gehört 1824 Hans Joachim
Jürß. 1862 gibt es hier Joachim Jürß,
1876 Hans
Joachim Peter, 1906 verstorben, als Erbpächter. Dann folgt der erste Heinrich
Jürß, der Jahre hindurch Dorfschulze war. Danach übernimmt 1952 den Hof der
Vater des jetzigen Albrecht Jürß.
Durch eine Befragung des
Niederdeutschen Beobachters von 1938 erfahren wir, dass die Vorfahren dieser
Bauernfamilie nach Aufhebung des Hofdienstes 1778 und der Leibeigenschaft 1815
begannen Segelschiffe Rostocker Kaufleute jeweils für mehrere Wochen Fahrt mit
Proviant auszurüsten. Kam das Schiff dann mit guter Fracht und unversehrt in
den Heimathafen zurück, so erhielt der Bauer, der die Ausrüstung besorgt hatte,
ein gut Teil von dem Gewinn. Wahrscheinlich haben die
anderen Bartenshäger Bauern ebenfalls auf diese Weise
ihr Einkommen aufgebessert. Davon wusste ja auch der Schweriner Großherzog.
Deshalb hatte er ja die Bartenshäger Bauern um
finanzielle Hilfe gebeten, als er in Altona wegen Spielschulden inhaftiert
worden war. Dass es den Bartenshäger Bauern Ende des
18., Anfang des 19.Jahrhunderts wirtschaftlich etwas besser ging, da hatten
doch schon einige böse Zungen behauptet, dass sie die Kriegskasse der Franzosen
gestohlen hätten!
Auf Hof XI fand jedoch der
Großvater von Albrecht Jürß beim Ausschachten eines Lochs für einen Zaunpfahl
eine Kanonenkugel von der Schlacht 1813 bei Retschow.
Das beweist, das die Kampfhandlungen Auswirkungen bis
hier hatten. Diese Kanonenkugel bewahrte der Lehrer Herholz
in der Heimatstube der Bartenshäger Schule neben
vielen anderen Gerätschaften auf. 1945 kamen alle hier aufbewahrten Exponate
nach Bad Doberan und wurden Privatpersonen zur Aufbewahrung überlassen. Davon ist
natürlich bis heute nichts wieder aufgetaucht!
H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner
Nachrichten”, Juni 2008
Über den Hof XII liegen aus
älterer Zeit keine Angaben vor. Es heißt noch zu Beginn des 18.Jahrhunderts,
dass der Hof “wüst” sei als einziger in Bartenshagen. Dann fand sich der Jacob
Hagemeister 1747 als Pächter dieses Hofes ein, ihm folgte Hans
Hagemeister. Über dessen Sohn Johann
Jochim wissen wir aber eine Menge, denn er hatte sich während der Zeit des
Hofdienstes 1765 in der Roggenernte mit dem Doberaner Amtmann Pätow angelegt. Der Hofdienst war für Bauern eine Bürde,
über die sie sich jedes Jahr, besonders in der Erntezeit, wieder ärgerten.
Seitdem die Bauern 1621 ihre Besitzurkunden von ihren Höfen vorweisen sollten –
keiner war mehr im Besitz dieser Urkunden – da wurden sie zu Pächtern ihrer
einst eigenen Höfe erklärt und mussten sozusagen die Pacht abarbeiten: 6 Tage
in der Woche pro Hof 2 Mäher und 2 Binderinnen stellen, die vom Sonnenaufgang
bis -untergang auf dem Kammerhof in Doberan arbeiten mussten! Dabei blieb die
eigene Wirtschaft auf den Schultern der Alten und der Kinder liegen!
Als
die Mägde des Kammerhofs beim Brotbacken waren und die Bartenshäger
Mägde deren Garben mit aufbinden sollten, weigerten sie sich. Johann Jochim
Hagemeister galt als Anführer dieser Widersetzlichkeit und sollte verhaftet
werden. Er wehrte sich mit seiner Sense, aber die Wachen des Kammerhofs
überwältigten ihn. Im Prozess bekam er als Strafe: 4 Wochen Karrenschieben in
Dömitz, im neu eingerichtetem Zuchthaus, d.h. er musste lebensgefährliche
Arbeiten wie Brückenbau verrichten. So eine Strafe erhielt ein Gutsbesitzer,
wenn er einen Tagelöhner erschlagen hatte! Außerdem wurde ihm noch ein
Eisenring um den Hals geschmiedet, den er lebenslang tragen musste, aber J.J.
Hagemeister nicht. Wahrscheinlich verletzte er sich während dieser 4 Wochen am
Bein, denn später wird er als “Schneider” bezeichnet.
Der Name Westphal taucht auf
dem Hof XII 1768 und 1807 auf, Johann Jochim 1794, 1802 übernimmt Heinrich Allwart als Interimswirt diese Stelle, 1855 folgt ein "Winter".
Vom letztgenannten kaufte der Urgroßvater von Jochen Uplegger den Hof und vererbte ihn an seine Enkelin
Hertha, die Jochens Vater heiratete.
Die Gebäude, die auf dem
Titelbild abgebildet sind, könnten größtenteils aus dem 18.Jahrhundert stammen.
Das im Hintergrund zu sehende Niederdeutsche Wohnhaus mit ehemals Wohnung,
Stall und Heuboden unter einem Dach, ist noch als Durchfahrtshaus errichtet
worden. Die Torscheune im Vordergrund war typisch für Bartenshagen, sie fehlte
ursprünglich bei keinem Hof, sie enthielt eine kleine Wohnung und Stallungen.
H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner
Nachrichten”, August 2008
In
dem schon oft zitierten Bericht aus dem Mecklenburgischen Urkundenbuch (MUB)
Band V Nr.3520 erfahren wir, dass auf diesem Hof 1312 wahrscheinlich Jakob
saß, dem die Rostocker 1 Pferd, 9 Kühe, 12 Schafe, 12 Schweine und 40 Mark
(heute ca.400) stahlen. Das beweist, dass die Bauern, die diesen Hof
bewirtschafteten, tüchtige Leute waren, denn sie mussten praktisch noch einmal
von vorne anfangen. Infolge der Schadensersatzklage vom Doberan Kloster gegen
die Rostocker bekamen sie nur ungefähr die Hälfte des Schadens in Geld
erstattet, für die andere Hälfte räumte man ihnen Privilegien ein.
Über die Familiennamen, die
um 1370 zur Pflicht für jeden Einwohner gemacht wurden, erfahren wir etwa 300
Jahre nichts. Erst im Untertanenverzeichnis von 1669 könnte der Bauer auf
diesem Hof Hanß Martenß
geheißen haben, 60 Jahre alt, auch seine Frau, die Kinder waren 28 und 14 Jahre
alt. Nach dem Namen Justus Jürß 1725, folgt 1729 Hinrich Saß, Clas Schwarck
1741, Jochim
Schwarck 1824, Jochim Schwarck 1855, Jürß 1871,
Margarethe
Brinkmann geb. Jürß 1910, Heinrich
Brinkmann 1942, Werner Brinkmann 1951, Jürgen Brinkmann 1992.
Namen der Frauen, die auf Hof XIII einheirateten waren: Timm, Steußloff,
Wöhler, Harms, Barten, Kröger, Sengebusch, Baade, Bobsien u.a.
Als die Bahnlinie Wismar-Rostock
gebaut wurde, gehörte der Bauer von Hof XIII mit zu den ersten, die Aktien
kauften.
Die Straße von der jetzigen B 105 nach Parkentin war immer nur dort
gepflastert, wo zwei Bauern einen gemeinsamen Feldweg benutzten, d.h. vom Hof
bis zum Feldweg. Mit dem nächsten Bauer hatte er die Hecke gemeinsam seit der
Separation um 1800. Die Zwischenwege galten als Gemeindestraße und blieben bis
z.T. nach dem 2.Weltkrieg unbefestigt. Deshalb blieb hin und wieder auch mal
ein Fahrzeug im Schlamm stecken. So ging es kurz nach dem letzten Krieg auch
einem Pastor aus Thüringen, er versackte mit seinem Möbeltransporter am
Wolfswinkelberg, Ausgang von Bartenshagen Richtung Parkentin. Seine Frau
stapfte zu Fuß weiter nach Parkentin und klagte Frau Normet dort ihr Leid.
Inzwischen hatte Bauer Brinkmann seine Pferde hinten am Möbelwagen angespannt
und ihn herausgezogen. Dieser Pastor drehte um und fuhr mitsamt seinen Möbeln
wieder zurück nach Thüringen!
Als privater Bauer, der nicht
in die LPG gehen wollte, schaffte Bauer Brinkmann sein Soll nicht, er ging in
den Westen. Deshalb zog das Gemeindebüro 1952 in das Wohnhaus Brinkmann ein.
Deshalb nennt die Gemeinde sich “Bartenshagen-Parkentin” und nicht umgekehrt.
Auch die LPG-Küche zog hier ein und bekochte die damaligen LPG-Arbeiter.
H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner
Nachrichten”, September 2008
Wie bei den bisher genannten Bartenshäger Bauern, so finden wir auch bei Hof XIV die
erste Auskunft über die Familie im MUB V Nr.3520:
Wolpertus, ihm raubten die Rostock 1 Pferd, 15 Kühe, 1 Schaf, 5 Schweine und 54
Mark. Der Name “Reincke” kam in derselben Urkunde nur als “Reineken” in
Stäbelow vor. 1704 finden wir die Reinckes dann in Ivendorf,
Hohenfelde, Wilsen, Parkentin und Bartenshagen,
allerdings mit verschiedener Schreibweise: Renike, Renck, Reinck, Renisch, Rhenik, doch am meisten
Reincke. Sie heirateten Frauen mit den Namen Beese,
Brügge, Westendorf, Schulte, Baade, Stuhr, Krohn, Dölcker,
Hamann, Cyriaci, Steinmann, Bobzin.
Die Reinckes Frauen heirateten Männer mit den Namen Klörries,
Beese, Radeloff, Stoffers, Saß, Finck, Westendorf, Bredefeldt,
Jürries, Dölcker, Tremp u.a.
Der Hof lag ursprünglich
zwischen Straße und Stegebach wo es sehr nass war.
Deshalb wurde er um 1800 als einziger Hof auf die jetzige Seite verlegt.
1704 finden wir im
Beichtkinderverzeichnis als Bauer hier den 40jährigen Jochim Reincke
angegeben, seine Ehefrau Lisabeth Reincke geb. Jürries,
38 Jahre alt, der Sohn Thieß 18 J.,
die Tochter Thrien 16 J., Hanß
12 J., Jochim 10 J., Anna 8 Jahre., Christoph 6 J., Hinrich 3 J. In der
Folgezeit werden mehrere Hinrich Reinckes, mehrere Joachims, Johannes, Hans,
Heinrich, Jacob, Peter, Christian genannt.
Aus der Zeit der
Befreiungskriege erzählt man sich im Dorf, dass die Franzosen 1813 ihren
Pferden das Futter in einen eichenen Backtrog von 3,50 m Länge schütteten. Die
Pferde fraßen also ihr Futter nicht nur aus diesem Trog, sie müssen dort wohl
auch reingestiegen sein, was ein deutlich erkennbarer Hufabdruck bestätigte!
Bis nach 1945 benutzte Familie Reinke noch den Trog zum Brotteig kneten! Nach
1945 war Hans
Reinke eine zeitlang Bürgermeister von Bartenshagen. Erst 1952 wurden
Parkentin und Bartenshagen zu einer Gemeinde zusammengeschlossen.
H.Sauder, Originalartikel “Parkentiner
Nachrichten”, Oktober 2008